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Armut, wirtschaftliche Lage, in der es Menschen an ausreichenden Mitteln fehlt, um ein bestimmtes minimales Niveau der Gesundheitsvorsorge, Ernährung, Kleidung, Bildung und des Wohnens aufrechtzuerhalten, das allgemein als notwendig erachtet wird, um einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten. Was dabei als angemessen gilt, hängt allerdings stark vom durchschnittlichen Lebensstandard der jeweiligen Gesellschaft ab.
Der Begriff relative Armut findet Verwendung zur Beschreibung der materiellen Lage von Personen, deren Einkommen beträchtlich unter dem jeweiligen gesellschaftlichen Durchschnitt liegt. Subjektive Armut liegt dann vor, wenn die Betroffenen selbst ihre Lage als Armut empfinden. Als absolute Armut bezeichnet man den Mangel an der für den Erhalt der Gesundheit notwendigen Nahrung. 2. BEDEUTUNGSWANDEL VON ARMUT IN DER EUROPÄISCHEN GESCHICHTE Historisch wurde Armut in der europäischen Geistesgeschichte unterschiedlich bewertet. Im Alten Testament wurde Armut als selbstverschuldet gerechtfertigt. Das Neue Testament thematisierte den Gegensatz von Arm und Reich als moralische Problematik. Im Christentum gilt Armut als geistlicher Wert. Freiwillige Armut, wie etwa von den Bettelorden propagiert und gelebt, soll auf die Bedeutungslosigkeit von materiellem Besitz für das Seelenheil der Menschen verweisen. Armut wurde als weitgehend unveränderliches, da gottgegebenes Schicksal angesehen, das in engen Zusammenhang mit der Erbschuld der Menschen gebracht wurde. Diese vormoderne Einstellung des Christentums lenkte von den politischen und ökonomischen Ursachen der Armut ab und half so, feudale Herrschaftsverhältnisse zu stabilisieren. Mit dem Aufkommen des weltlich diesseitig ausgerichteten Humanismus der Neuzeit und verschiedener reformatorischer, sozialreformerischer Bewegungen rückten die wirtschaftlichen und politischen Ursachen der Armut ins Blickfeld.
3.
ARMUT IN DEN
INDUSTRIENATIONEN
Arme sehen sich häufig in einem Teufelskreis gefangen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Armut kann krank machen, zur Gettoisierung oder in die Kriminalität führen. Mit Armut verbindet man heute nicht nur den Ausschluss von materiellen Gütern, sondern auch den tendenziellen Ausschluss aus der Gesellschaft. Vielfach wird es als Widerspruch gesehen, dass in der Werbung freizügiger Konsum propagiert wird, während ein wachsender Teil der Bevölkerung zum Konsumverzicht gezwungen ist, obwohl noch nie zuvor in der Geschichte ein solcher Überfluss an Produkten erzeugt wurde.
Der Mangel an Bildungsmöglichkeiten stellt ebenfalls eine Ursache für Armut dar. Hiervon sind in den Industriestaaten häufig ethnische Gruppen, wie z. B. Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten, oder Randgruppen betroffen. 4.
ARMUT IN DER
DRITTEN WELT
Armut ist nicht zuletzt auch ein Indikator für das wirtschaftliche Verhältnis zwischen den Industriestaaten und den so genannten Entwicklungsländern, wobei die Armut der letzteren ursächlich mit der Anhäufung von Reichtum in den ersteren zusammenhängt, was man als Nord-Süd-Gefälle bezeichnet (siehe Dritte Welt). Die ärmsten Nationen der Welt liegen in Südasien (Bangladesh und Pakistan), südlich der Sahara und in der Karibik (Haïti gilt als eines der ärmsten Länder der Welt). In der Tatsache, dass diese Staaten bei wachsender Bevölkerung mit zunehmender Armut zu kämpfen haben, während sich in den westlichen Industriestaaten ein immer größerer Reichtum anhäuft, und den sich aus dieser Konstellation zwangsläufig ergebenden Wanderungsbewegungen aus den armen in die reichen Regionen der Welt, liegt erheblicher Sprengstoff für die zukünftige weltpolitische Entwicklung. Das Jahr 1996 hatten die Vereinten Nationen zum Jahr der Bekämpfung der Armut ausgerufen, den Zeitraum von 1997 bis 2006 zur Dekade der Abschaffung der Armut. Nach einem Bericht des UN-Entwicklungshilfeprogramms (UNDP) vom Oktober 1998 hat die Armut in den meisten Entwicklungsländern zugenommen. Die wichtigsten Gründe sind die nachlassende Hilfsbereitschaft der reichen Länder, steigende Verschuldung sowie ungenügende Anstrengungen der Entwicklungsländer, das Elend zu bekämpfen. Mehr als 1,5 Milliarden Menschen haben weniger als einen US-Dollar am Tag zur Verfügung. ©2002 Encarta Enzyklopädie
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